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Kopfweidengenerationen


Kopfweidengenerationen – wenn Bäume „Köpfchen“ haben

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Können Sie sich eine Pflanzenart vorstellen, die 183 Insektenarten einen Wohn-, Nahrungs- oder Metamorphoseort bietet? ...bzw. in deren Hohlräume man Kohl- und Weidenmeisen, Stockenten, Turmfalken, Feldsperlinge, vielleicht auch einen Steinkauz oder so manch anderen Vogel findet? Und sogar so einigen Säugetiere bietet diese Pflanze etwas - für kleine Nager, Marder, Fledermaus und Co. kann sie ebenfalls eine Unterkunft/Behausung sein! Gesucht wird die Kopfweide! 


Und eigentlich ist nur die Weide an sich eine Baumart - der Kopf wird ihr erst im Laufe ihres Wachstums "anerzogen". An dieser Stelle sei vielleicht kurz erwähnt, dass es nicht nur Kopfweiden gibt. Auch Linden, Pappeln, Eschen und Ulmen wurden bzw. werden als Kopfbäume gestaltet. Die Kopfweide dürfte jedoch der bekannteste Kopfbaum sein.

Woher kommt es aber, dass der Mensch einen Baum in eine Kulturform "zwingt" und hier in der Region doch so einige Bäume "Köpfchen" haben?




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Hier kann und muss man in der Geschichte in jene Zeit zurückgehen, in der Menschen noch auf nachwachsende Rohstoffe angewiesen waren.
Können Sie sich vorstellen, welche Vielseitigkeit eine Weide mit ihren Ruten, Zweigen, Ästen und Stämmen zur damaligen Zeit bot? Flechtwerkzeug für Korbwaren und Reusen, mit Lehm zusammen Baustoff zum Errichten von Häusern, Pfähle für Weidezäune, Stiele für Schippen/Forken, Holz für den Ofen, durch Bepflanzungen mit Weiden konnten Hänge gesichert werden, Futter/Einstreu für die Nutztiere und und und... Schnell lernten die Menschen hierbei die Vitalität sowie das schnelle Wachstum der Weide zu schätzen. Und vielleicht auch um diese Eigenschaften so effektiv wie möglich zu nutzen, veränderte man die normale Wuchsform des Baumes in eine Kopfform. So konnte man den begehrten Rohstoff bequem und in der gewünschten Form regelrecht ernten.

Für die Tierwelt ergab sich mit dem Kopfweiden ein sehr nützlicher Nebeneffekt. Es wurde hier ein Biotop verstärkt, welches mit seiner Vielzahl an Arten auf kleinsten Raum kaum zu überbieten ist. Vor allem die für die Natur in jeglicher Hinsicht unbedingt notwendigen Insekten nutzen die Kopfweiden als "ihren" Lebensraum!

In der heutigen Zeit ist die Verwendung der Kopfweide sehr zurückgegangen. Hinzu kommt, dass sich auch die Landwirtschaft im Laufe der Zeit stark verändert hat. Nachpflanzungen von Kopfweiden gibt es daher nur noch im geringen Maße und durch die abnehmende Nutzung verringert sich auch immer mehr die Pflege der Bäume.


Pflege? Richtig! DSC 6183 02
Wie bereits eingangs erklärt - eine Kopfweide hatte nicht immer einen Kopf! Und auch das Setzen sowie das anschließende "Erziehen" sind nicht ganz so einfach, wie man es sich vorstellt. Hier daher mal ein kleiner Einblick:

Bei der Pflanzung
empfiehlt die Literatur,  eine 2-3 jährige Pflanze oder eine so genannte Setzstange zur Hand haben. Da das Nachpflanzen mittels Setzstangen die üblichere, kostengünstigere Variante ist und auch in unserer Region betrieben wird, wollen wir hier bei dieser bleiben.

Man sucht sich einen möglichst gerade gewachsenen Ast (= Setzstange) einer Weide (bevorzug Silber-, Fahl-, Bruch oder Korbweide) und kappt diesen auf eine Länge von ca. 2-3 Meter. Diese Setzstange mit einem Durchmesser von mindestens 5 cm wird dann auf ca. 1/3 bzw. 1/2 ihrer Länge in ein vorbereitetes Loch in den Boden gesteckt. Anwachsen kann sie natürlich nicht auf trockenem Boden – bei der Pflanzung ist somit auf das Umfeld, insbesondere den Grundwasserspiegel zu achten!
In den folgenden Jahren lässt man die Weide wachsen und besucht sie nur, um die Triebe unterhalb des zukünftigen Kopfes (mit der Hand) abzustreifen.
Die Zeitabstände für die weitere Pflege richten sich nun nach der Weide selbst. Je nachdem, wie passend ihr Umfeld ist, wird sie entsprechend langsam/schnell wachsen und Austriebe bilden. In der Literatur wird hier empfohlen, etwa im vierten Jahr einen ersten Rückschnitt vorzunehmen. In unserer Region muss bzw. erfolgt dieser in der Regel meist früher, da schon durch die Nähe zur Oder sehr günstige Bedingungen für ein äußerst schnelles Wachstum der Weide herrschen.

Folgt man weiter den Empfehlungen/Erklärungen der Literatur, werden im ersten Schnitt ausgewählte Haupttriebe stehen gelassen. In den anschließenden Jahren muss bei dieser Art Rückschnitt jährlich der neue Aufwuchs entfernt werden, um den ausgewählten Haupttrieben die besten Wachstumsbedingungen zu ermöglichen. Erst im 8. bis 15. Standjahr erfolgt dann ein Gesamtrückschnitt.

In Abweichung von der allgemeinen Literatur erfolgen in unserer Region hingegen sowohl der erste und auch die folgenden Rückschnitte im Ganzen auf einheitlich ca. 5 cm. Der größte Vorteil "unseres"  Rückschnitts auf eine „Einheits-Länge“ dürfte hierbei schnell klar sein – der Zeitaufwand für den Rückschnitt verringert sich.

Je nach Schnitt-Art hat die Weide nun ihren "Kopf" – mal etwas früher einen kleineren, mal etwas später einen entsprechend größeren! IMG 26012019 39 2a

Und dieser Kopf ist dem des Menschen in einem Punkt ziemlich ähnlich - es sprießen "Haare"! Geht man wieder zurück in die Vergangenheit, war nun der Zeitpunkt erreicht, ab dem man den Rohstoff Holz je nach Wunsch regelmäßig "ernten" bzw. nutzen konnte. In der heutigen Zeit besteht diese wirtschaftliche Notwendigkeit jedoch nur noch in sehr geringem Maße. Die „Haare“ können daher oft ungehindert länger, dicker und somit auch unheimlich schwer werden – am Ende in der Regel zu schwer für den Baum.

Um eine Kopfweide als solche bzw. auf lange Sicht den gesamten Baum zu erhalten, schließt sich nun eine beständige - lebenslange! - Pflege an. Im Zuge dieser Pflege wird der komplette Aufwuchs in regelmäßigen Abständen auf ca. 5 gekürzt. Folgt man hinsichtlich der zeitlichen Abstände wieder der allgemeinen Literatur, sollte der Schnitt spätestens nach 5 Jahren stattfinden. In unserer Region geben die sehr idealen Wachstumsbedingungen in der Regel – wie bereits schon angemerkt - einen entsprechend kürzeren Zeitraum vor.

Und letztendlich kann man auch nicht einfach so drauf los schneiden! Auf jeden Fall ist zu beachten, dass nur in den erlaubten Monaten (Oktober bis Februar) geschnitten wird. Weiterhin sollte – natürlich auch immer unter Berücksichtigung der Kopfform – der Schnitt schräg nach außen erfolgen, um Wasseransammlungen (Gefahr des Verfaulens)  im Kopfbereich zu vermeiden.

Wie wichtig die Pflege ist, sieht man an den Bäumen, wo sie länger ausbleibt oder gänzlich ausfällt. Die feste Außenschicht des Baumes beginnt durch das Gewicht der Äste zu reißen bzw. bricht komplett auseinander. Ist der Stamm einmal offen und das Stamminnere ungeschützt, dauert es dann meist auch nicht mehr lange, bis der gesamte Baum und somit auch sein Lebensraum verschwunden ist.

Zum Schluss wollen wir noch kurz zwei Zahlen nennen: DSCN5944 1a

Im Frankfurter Raum stehen etwa 1000 Kopfweiden. Unser Regionalverband (Naturschuzbund Deutschland Regionalverband Frankfurt (Oder) e.V.) pflegt ca. 120 jährlich von diesem Bäumen  - mehr ist unter anderem wegen der Kürze der Wintermonate, der Vielzahl von weiteren (notwendigen) Arbeiten und der begrenzten Helferzahlen leider nicht zu schaffen.

Helfen-Mitmachen-Unterstützen kann jeder !    Egal mit welchem Hintergrund . (sr)

NABU Termine 2024


März/April 2024


06.03. 18.30 Uhr
NABU -Treff in Müllrose

11.03. 19.00 Uhr
FG Feldherpetologie

18.03. 18.00 Uhr
FG Säugetiere

20.03. 19.00 Uhr
Treff der ornithologisch
Interessierten

27.03. 17.00 Uhr
NABU Exkursion
zur Jahresstudie

03.04. 18.30 Uhr
NABU -
Mitgliederversammlung

06.04. 10.00 Uhr
FG Feldherpetologie
Exkursion

10.04. 17.00 Uhr
NABU Exkursion
zur Jahresstudie

13.04. 10.00 Uhr
FG Botanik Exkursion
zur Jahresstudie

17.04. 18.00 Uhr
Treff der ornithologisch
Interessierten



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